Wenn die Frage aufkommt, wann man den Apostroph im Deutschen eigentlich überhaupt einsetzen soll, dann würde ich am liebsten mit "Nie." antworten. Leider würde ich damit ein bisschen übers Ziel hinausschießen. Aber in diesem Post geht es zunächst einmal um Fälle, in denen er falsch ist und im Vergleich um Fälle, in denen er einfach unschön, aber nicht falsch ist. Wenn ein Ladengeschäft mit "Porno's" wirbt, dann sollte besser der Besitzer des Geschäftes Guiseppe Porno heißen und mit "Porno's" verdeutlichen wollen, dass es sich um seinen Laden handelt. Wenn das apostrophierte s einfach ausdrücken soll, dass der Laden mehr als einen Porno führt, dann hätte sogar ein Perry Porno einen dicken Fehler gemacht. Denn im Englischen ist das Plural-s auch nie apostrophiert. Das Genitiv-s hingegen schon, da es sich bei Perry's Porno Place um eine Verschleifung (im Volksmund Elision genannt) der Wörter "Perry" und "his" handelt. Wörtlich übersetzt also: Perry sein Porno-Ort. Das englische apostrophierte s ist also die Spur eines fehlenden Zeichens, eine Art Palimpsest. So wie im Deutschen "über das" zu "übers" wird. Das Plural-Suffix s kommt aber mitnichten von einem zusammengestrichenen Wort. Es ist einfach eine Flexionsendung, im Falle von "Die Pornos sind leider verliehen." ist es eine Nominativ-Plural-Flexionsendung des Wortes Porno, das eine neue Wortform von *einem* Wort vorstellt, nicht eine Kontraktion von *zwei* Wörtern, wie bei "Perry's". Oder auch "McDonald's". Also: Kein Apostroph notwendig, kein Apostroph erlaubt.
So viel dazu. Jetzt ein Stoßseufzer über Bernie's Bumsbude. Fahrt über die Dörfer, sie begegnet euch überall. Ja, es ist erlaubt, hier einen Apostroph zu setzen. Soweit ich weiß, gilt das seit der Rechtschreibreform. Warum erlaubt der Duden Bernie's Bumsbuden? Mir war es zunächst ein Rätsel. Ich hatte nur die Erklärung, dass er es den deutschen Kids gönnen wollte, so cool zu sein wie Amerika selbst. Und, um die Fehleranzahl im Deutschaufsatz durch eine weitere Lockerung zu Gunsten einer anscheinend unaufhaltsamen jugendlichen Tendenz für die Statistiken etwas weiter zu reduzieren. Aber das stimmt nicht. Bernie's Bumsbude darf es geben, weil es Andrea's Asi-Toaster geben können muss.
Und das führt uns zum postapostrophierten s. Sehr verbreitet ist es in Deutschland nicht. "Andreas' Asi-Toaster" ist jedenfalls nicht im Mindesten so omnipräsent und ubiqitär wie "Bernie's Bumsbude". Also steht der gemeine Prolet doch vor "Andreas Asi-Toaster" etwas ratlos da, wenn überhaupt kein Apostroph im Spiel ist und er das Etablissement noch nicht kennt. Empfängt ihn jetzt die liebliche Andrea oder doch nur der ranzige Andreas?
Wir werden es erleben. Im nächsten Eintrag.
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