Zunächst einmal die guten Nachrichten: Enorm viele Fälle von Elisionen bedürfen überhaupt keines Apostrophs. Kontraktionen von Präpositionen mit Artikeln (zum Beispiel: aufs, übers, untern usw), ebenso umgangssprachliche Prägungen, die ein gebeugtes Verb mit dem Pronomen "es" verschmelzen (wie "gehts", "hats", "läufts", etc). Hier muss ich allerdings zugeben, dass es nicht als Fehler gezählt werden kann, wenn ein Apostroph gesetzt wird. Keinen Apostroph setzt man, wenn Flexionsendungen von Verben weggelassen werden, soweit die Fälle allgemein halbwegs gebräuchlich sind. Ich "geh", "wohn", "mach" und so weiter. Auch, wenn ein unbetontes e im Wortinnern weggelassen wird, setzt man keinen Apostroph: Ich "wechsle", die "andre" Socke.
Das klingt ja alles erst einmal ganz gut. Aber wo setzt man ihn denn überhaupt noch? Hier gibt es wieder so eine schön schwammige Aussage wie: Wenn a) die Unterlassung des Setzens eines Apostrophs das Leseverständnis erschwert oder b) das Setzen eine bedeutungsunterscheidende Wirkung erzeugt.
's ist scharf. Wenn hier vom Chili con Carne die Rede ist, dann ist es ganz gut, wenn ein Apostroph vor dem s steht. Wenn es natürlich darum geht, dass jemand "Sex" mit stimmhaftem s ausspricht, so wie im Zahlwort "sechs", dann zeigt das Weglassen des Apostrophs an, dass es hier nicht um ein verkürztes Personalpronomen, sondern um ein Graphem bzw. um dessen lautlichen Wert geht.
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll. Goethe. Die 3. Person Singular Präteritum von "rauschen" lautet natürlich "rauschte", mit Elision "rauscht". Nun ist das aber schon die Präsensform dieses Verbs. Zu dumm. Also den Apostroph ran, damit nicht der Eindruck entsteht, man erzähle hier von der Gegenwart. Und die korrekte Präteritum-Form geht hier natürlich nicht, wegen Goethe und Jambus.
Das sind nur mal zwei Beispiele für Ausnahmen, wo der Apostroph gerechtfertigt oder sogar angebracht ist. Die Regel, dass man den Apostroph bei Elisionen weglassen kann, wenn dadurch keine Ambiguität entsteht oder das Verstehen eines Satzes nicht erschwert wird, ist natürlich ähnlich hilfreich wie die Regel, dass mans halt nicht macht, wenns nicht passt.
Immerhin eindeutig: Man muss einen Apostroph setzen, wenn die Auslassung einen Eigennamen betrifft und mehrere Buchstaben im Wortinnern davon betroffen sind. Ich wohn zum Beispiel in S'berg und gehe häufiger am Ku'damm einkaufen. Dagegen kann ich nichts sagen.
Donnerstag, 23. November 2006
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